Schlafprobleme – Fataler Digitalisierungs-Nebeneffekt?

 „Auslöser für Schlafprobleme können beruflicher und privater Stress sowie bei Frauen die Wechseljahre sein.“

So ein Zitat aus einem aktuellen Bericht zur wachsenden Schlafproblematik der BARMER [1]https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/barmer-analyse-schlafstoerungen-nehmen-weiter-zu–1243652. Nun … beruflicher und privater Stress, das hört sich zuerst sehr undifferenziert und gar nicht so viel an, aber die beiden Begriffe verniedlichen geradezu deren Dimension. Denn die Kernfrage ist: Was genau ist beruflicher Stress, und was genau ist privater Stress? Die Bandbreite dessen, was privater und beruflicher Stress sein können, füllt Bücher.

Schlafprobleme bzw. Schlafstörungen sind zudem eine Diagnose, die mit Sicherheit gegenüber dem genannten Prozentsatz eine noch dramatischere Dunkelziffer hat, ist sie doch ähnlich der Depression etwas, was man in einer Leistungsgesellschaft ungern zugibt. Das geht bis zum Leugnen von Schlafproblemen. Mir selbst gegenüber wurde in Coachings schon häufiger zunächst vermittelt, ja grundsätzlich keine Schlafprobleme zu haben. Was wohl stimmte, jedoch, wie sich im Verlauf des Gesprächs ergab, ausschließlich durch Nutzung von Medikamenten oder anderen alternativen Präparaten.

Digitalisierung als Schlafkiller?

Die Omnipräsenz der Digitalisierung hat im Laufe der letzten Jahre einen gewaltigen Einfluss auf unser Leben genommen.  Und sieht man genauer hin, ist das erst der Anfang. Politik, Wirtschaft und auch das Gesundheitswesen schreit geradezu nach mehr Digitalisierung, und digitale „Helferlein“, die unserer Gesundheit dienen sollen, schießen wie Pilze aus dem Boden. 

Welche Auswirkungen diese gewaltige Entwicklung jedoch mittel- bis langfristig auf die Gesundheit des Menschen hat, wird gerne verschwiegen. Es besteht sogar vergleichsweise wenig Interesse, auf diesem Gebiet zu forschen.

Dabei ist inzwischen deutlich zu erkennen, dass die Digitalisierung einen nicht geringen Anteil zum Beispiel an der exponentiellen Entwicklung der Schlafprobleme, sowie auch deren Auswirkungen auf den Menschen in den unterschiedlichsten Facetten hat.

Ich habe im folgenden eine Auswahl der häufigsten Auswirkungen zusammengetragen.

Schlafprobleme durch Digitalisierung

  1. Das Licht: Zum einen sind es das helle Licht und das Farbspektrum (Blaulichtanteil) des Bildschirmes, welche vor allem in der zweiten Hälfte des Tages dazu beitragen, dass die Schlafeinleitung (Melatoninproduktion) nicht stattfindet, je länger wir an einem Bildschirm sitzen. Erst erhöhter Schlafdruck läßt uns dann einschlafen.
  2. Reizüberflutung Bilder/Filme: Stress produziert Cortisol. Cortisol ist der Gegenspieler von Melatonin. Eine permanente Cortisolproduktion behindert somit die Produktion des Schlafhormones „Melatonin“. Die Reizüberflutung ist vor allem durch Social Media ein zentraler Aspekt. Hier spielt auch das Unterbewusstsein stark mit rein, den selbst Bildsequenzen die wir beim Scrollen gar nicht bewußt wahrnehmen, werden verarbeitet und bleiben hängen. Aber auch die schnelle Schnittfolge bei Filmen und Nachrichten hat durch die damit verbundene Reizübermittlung einen hohen Einfluss auf Stresspotenzial. Die angstschürende Informationspolitik der unterschiedlichsten Medien, die uns 24/7 über digitale Devices erreicht, tut ihr Übriges, munter an Schlafstörungen mitzuarbeiten.

  3. Reizüberflutung Texte: Aber auch reine Textinhalte haben hohes Stresspotenzial. Wenn uns Inhalte aufregen und wir uns dann auch noch in den Diskussionsstrudel reinziehen lassen, bleibt dies ebenfalls nicht folgenlos für die Verarbeitung der Ereignisse im Gehirn. Vor allem jeweils vor dem Schlafen gehen hat das fatale Auswirkungen.

  4. Erwartungshaltungen: Zudem steckt die Digitalisierung voll von Erwartungshaltungen, vor allem, wenn es um die Reaktionszeit bzw. Erreichbarkeit geht. Auf der Empfängerseite wird Stress erzeugt, weil eine schnelle Antwort erwartet wird, auf der Senderseite wird Stress erzeugt, wenn jemand nicht der Erwartungshaltung in Sachen Reaktionszeit entspricht. Auch hier gilt: Je näher an der “Zu Bett geh Zeit“, desto fataler.

  5. Werbung: Aber auch andere „Sender“ buhlen um Aufmerksamkeit. PopUps, Werbeunterbrechungen, Digitale Plakate aller Art schreien 24/7 auf uns ein, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auch hier gilt, dass wir zwar versuchen können, diese zu ignorieren, unser Unterbewusstsein sich aber nicht so einfach austricksen läßt. Sogar beim Toilettengang während der Werbeunterbrechung wird durch die angehobene Lautstärke versucht, akkustisch Kontakt beim Geschäft aufrecht zu halten, selbst wenn man das Smartphone klugerweise nicht mit aufs Klo nimmt.

  6. Suchtpotenzial: Das Suchtpotenzial der Digitalisierung hat ganz besondere Qualität. Nicht wenige Menschen sind inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem sich das Leben überwiegend in der digitalen Welt abspielt. Da wird Abstinenz nicht als Wohltat oder Detox gesehen, sondern als „Verpassen von Lebenszeit“ wahrgenommen, was sich dann auch auf den Schlaf überträgt. Man will nicht schlafen, um nichts zu verpassen. Das ist zwar auch ohne Digitalisierung schon stark verbreitet gewesen (z.B. Workaholics), hat aber durch die digitale Entwicklung eine wesentlich fiesere Variante dazu bekommen.

  7. Aktualisierungszwang: Nicht nur die Erwartungshaltung in Sachen Antwortzeit birgt digitales Stresspotenzial, auch die Erwartungshaltung in Bezug auf das „Up to date sein“. Ständig neue Angebote, Updates, upgrades sowie die explosionsartige Vermehrung der Nutzungsvarianten von Apps, Software etc., sorgt ab einem gewissen Alter für Stress. Wissen von heute ist morgen schon veraltet. Der Mensch kann zunehmend mit der Geschwindigkeit der digitalen Entwicklung nicht mehr mithalten. In unseren Projekten sind wir Menschen begegnet, die keine eigenen Mails abrufen konnten … und das ist keine Seltenheit! Die Geister die der (vermeintliche) Fortschritt rief, wird der Mensch nun nicht mehr los. Mal Hand aufs Herz: Wieviel Prozent dessen, was Microsoft Word inzwischen alles kann, nutzt du tatsächlich?

  8. Mobilfunk: Die Mobilfunkstrahlung ist ein viel umstrittenes Thema. Studien, die negative Wirkungen bestätigen, und solche die sie verneinen, geben sich die Klinke in die Hand. Unsere Erfahrung? Erstmals habe wir hier in der Dominikanischen Republik zumindest die Möglichkeit uns dem Wifi zu entziehen. Wenn wir unseren Router ausstellen, dann ist kein weiteres Signal im Umfeld messbar. Auch wenn der Mobilfunkempfang hier nicht besonders gut ist, kann er nicht gänzlich unterdrückt werden. Aber … die Schlafqualität ist gefühlt wesentlich besser, als an den bisherigen Wohnorten … sofern der Nachbarhund nicht bellt! Sobald das Wifi über Nacht angelassen wurde, merken wir das morgens. Aber dies ist eine subjektive Meinung.

Meine persönliche Meinung zum Mobilfunk:

Schlafprobleme durch Digitalisierung - Entdecke deine Zeit - Lernzeit

Alles um uns herum basiert auf Rhythmen, Wellen, Frequenzen oder (Wellen-)Strahlung. Viele Worte für ein im Prinzip gleiches Phänomen. Auch wir selbst besitzen eine Ausstrahlung, die bei jedem Menschen individuell ist. Ich will hier gar nicht in die Tiefe gehen. Ich habe in meinem letzten Artikel „Cymatics“ darüber berichtet, wie unterschiedliche Töne unterschiedliche Auswirkungen auf Stoffe wie Wasser, Quartze etc. sichtbar machen können. Wir bestehen zu einem überwiegenden Prozentsatz aus Wasser, und somit wäre es sehr naiv zu glauben, dass Wellen jeglicher Form wie z.B. Schallwellen keine Auswirkung auf den Menschen haben. Wer einmal vor einer aktiven Bassbox gestanden hat, weiß was ich meine.

Jede zusätzliche Strahlungsquelle schafft mehr Chaos im Körper. Man kann das mit einem Stein vergleichen. Werfen wir einen Stein ins Wasser, dann wird die Wellenbildung gleichmäßig sein. Werfen wir nun gleichzeitig 5 Steine ins Wasser entsteht Chaos und eine wesentlich intensivere Wellenbildung. Eine gleichmäßig kontrollierte Wellenentwicklung ist nicht mehr möglich.

Ähnlich verhält es sich mit Strahlung. Ist eine Strahlungsquelle in sich vielleicht ungefährlich, ist es die Summe, die das Problem entstehen läßt, ähnlich auch z.B. bei Grenzwerten von Pestiziden in Lebensmitteln. Esse ich ein Lebensmittel, dass den Grenzwert einhält, ist das etwas anderes, als wenn ich 5 Lebensmittel esse, welche in sich gesehen jeweils die Grenzwerte einhalten. Dann liegt mein Gesamtkonsum über dem Grenzwert.

Im Prinzip müssten die Auswirkungen von Strahlung bei jedem einzelnen Menschen in dem Feld gemessen werden, in dem er sich jeweils bewegt, was aber einzig über wearables möglich wäre. So muss jeder die Entscheidung treffen, wie er sein Schlafsetting optimieren will. Ein Versuch ist es allemal Wert. Wir selbst versuchen auf jeden Fall, uns so wenig wie möglich der Gesamtstrahlung auszusetzen.

Schlafprobleme - Fazit

Ich habe hier tatsächlich nur angerissen, welche Stressmomente und damit potenzielle Ursachen für Schlafprobleme und Schlafstörungen durch die Digitalisierung entstehen können. Und gerade KI wird hier weitere Stresspotenziale dazu produzieren. Als Beispiel sei hier nur genannt, dass „Wahrheit“ in Zukunft an Klarheit verlieren wird. Deepfakes stehen erst am Anfang, und werden uns in Zukunft schlaflose Nächte bereiten, wenn Bilder und Videos etwas (über uns?) zu beweisen scheinen, was aber in Wahrheit schlicht gefakte Szenarien sind. Ich habe dies bereits selbst am eigenen Leib erleben dürfen und es ist nicht lustig, wenn Kripo, BKA und Verfassungsschutz vor der Tür stehen, weil sich jemand für mich ausgegeben hat. KI bietet da ein ganz neues Füllhorn an Möglichkeiten.

Was tun?

Schlaf ist der Regenerator Nummer 1. Die Zunahme an Reizeinwirkungen wie oben dargestellt, würden eigentlich eine Zunahme an Erholung erfordern. Statt dessen sinkt die durchschnittliche Schlafdauer und Schlafqualität. Eine Spirale nach unten entsteht, und ich denke, dass die Auswirkungen ohne Gegensteuerung katastrophal sein werden. Pauschale Empfehlungen zu geben, ohne die jeweilige Situation zu kennen, ist meistens eher kontraproduktiv, da sie eher den Reflex „Bei mir geht das nicht, weil … !“ auslösen.

Daher:

  • Selbstreflexion ist unerlässlich. Wer seine Situation nicht gnadenlos ehrlich betrachtet, wird das gewünschte Ergebnis nicht erreichen.
  • Die Suche nach Verbesserung darf in sich selbst nicht zum Stress ausarten. Macht euch die Zeit zum Freund, und nicht zum Gegner.
  • Digitalisierung ist EINE mögliche Ursache, neben anderen.
  • Sucht euch Hilfe. In Coachings gilt es, sich Stück für Stück über die Situation des Kunden an mögliche Ursachen heranzutasten. Das Thema „Digitalisierung“ sollte dabei, wie oben gezeigt, keineswegs nur auf das Lichtthema reduziert betrachtet werden.
  • Wie wir oben sehen, ist Schlaf längst kein Thema mehr der Nacht. Der gesamte 24/7 Schlaf-Wachrhythmus (Chronobiologie) muss Teil einer Strategie sein, die einzig zum Ziel hat, ausreichend Regeneration zu ermöglichen. Deswegen reicht es bei weitem nicht, sich nur den Schlaf anzusehen.
 

Referenzen

Referenzen
1 https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/barmer-analyse-schlafstoerungen-nehmen-weiter-zu–1243652