Schlafkopfhörer – Lösung oder Problem?

Schlaf ist ein sehr komplexes Thema, wie im Übrigen der Körper als Ganzes. Diese Komplexität überfordert viele Menschen. Ein Grund weswegen die Pharmaindustrie, aber auch App-Entwickler, Gadgets und sonstige Devices Hochkonjunktur haben. Denn … sie versprechen schnelle Lösung für ein komplexes Problem in einem komplexen System.

Der Text könnte hier zu Ende sein, wenn es der Wahrheit entsprechen würde, denn in der Regel werden die Ursachen gar nicht adressiert, sondern nur Symptome beseitigt, bekämpft oder gar nur „mit Schminke abgedeckt“. Noch schlimmer wird es aber, wenn die Lösung eines Problems, zur Ursache eines neuen Problems wird. Wir kennen dies unter dem Begriff „Nebenwirkungen“. Diese werden gerne runtergespielt oder als „hinnehmbar“ konnotiert, da man ja eben das Hauptproblem „gelöst“ hat. So zeigt es sich für mich auch in Sachen Schlafstörungen. „Nebenwirkungen“ klingt wenig besorgniserregend, aber jede Nebenwirkung ist ein Signal des Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Schlafkopfhörer - Digitale Schlafmasken

Schlafmasken sind prinzipiell ein sinnvolles Mittel, vor alle, wenn es bei Lichtverschmutzung schwierig wird einzuschlafen. Auch (bestimmte) Musik kann beim Einschlafen helfen, was wissenschaftlich belegt ist. So mag es im ersten Eindruck sinnvoll sein, beides in einem Device zu vereinen. 1+1 ergibt hier jedoch keineswegs 2, vor allem wenn etwas hinzukommt, was da nicht sein sollte.

In diesem Zusammenhang ist mir heute ein Gadget in die virtuellen Hände gefallen, das genau in diese Kategorie fällt, der Schlafkopfhörer oder die digitale Schlafmaske. LC-dolida, Perytong, Ink-Point, Musicozy, Goojodoq und mehr. Im Kern sind sie ähnlich aufgebaut.

Schlafkopfhörer und digitale Schlafbrille - Lösung oder Problem=
Schlafkopfhörer und digitale Schlafbrille

Dabei geht es um drei Dinge, die ich bei einem Schlafkopfhörer ankreide:

Druckstellen:
Das digitale Bluetooth Device sowie die Ohrhörer, welche in Taschen im Stirnband eingearbeitet sind, sind zwar klein, aber dennoch heben sie sich ab. Gerade das Device an der Stirn bietet lokale erhöhte Druckbelastung. Das mag für eine kurze Dauer nicht so relevant sein, aber wenn es 8h pro Nacht dauerhaft angesetzt wird, kann dies u.U sogar zu Kopfschmerzen führen. Zudem, wenn das Band nachts verrutscht, können verschiedene Stellen betroffen sein. Ihr kennt sicher die Prinzessin auf der Erbse …

Eingebautes Mikrophon für Anrufe:
Nun mag man das für den Powernap vielleicht interessant finden, es schafft jedoch eine Situation, die genau dem widerspricht, was wir „Schlafhygiene“ nennen. Anrufe kann ich nur entgegennehmen wenn mein Smartphone NICHT im Flugmodus ist. Teil der Schlafhygiene ist es jedoch, das Smartphone eben nicht im betriebsbereiten Zustand im Schlafzimmer bzw. in der Nähe des Schlafortes liegen zu haben. Der einstimmige Tenor der Schlafforscher und Chronobiologen lautet: Mindestens Flugmodus beim Schlafen. Mit dieser seltsamen Funktion denke ich, wollen die Hersteller diejenigen anlocken, die 24/7 erreichbar sein wollen oder müssen. Klar, das erweitert die Zielgruppe, aber erweist dem Nutzer einen Bärendienst in Sachen gesundem Schlaf, indem es seine potenzielle Inkonsequenz unterstützt.

Bluetooth:
Ja, ich weiß – Die meisten Menschen googeln „Bluetooth und Schlaf“ und bekommen zunächst die Info, dass Bluetooth nicht schädlich ist. Bluetooth Kopfhörer gibt es erst seit 2009 und somit existieren bis heute keine groß angelegten Langzeitstudien dazu. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz ist in seinem Infoblatt vorsichtig. Zitat:

„Der Trend zu portablen und mobilen Funkanwendungen führt insgesamt zu mehr Situationen, in denen man hochfrequenten elektromagnetischen Feldern ausgesetzt ist. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt generell, diese zu minimieren, um mögliche, aber bisher nicht erkannte gesundheitliche Risiken gering zu halten. …. Bevorzugen Sie Kabelverbindungen, wenn auf Drahtlostechnik verzichtet werden kann.“

Es ist wie mit dem Alkohol. „Ein Rotwein am Abend ist nicht schädlich,“ kann man oft lesen. Zusammen mit dem Rotwein am Morgen, am Mittag, dem Kochbierchen und dem Verdauungsschnaps sieht das jedoch schon anders aus.

Wer also tagsüber schon Bluetooth ständig am Ohr hat, sollte sich gut überlegen, ob er es auch Nachts tun sollte.

Fazit zum Schlafkopfhörer

Die Digitalisierung verursacht per se Schlafprobleme und versucht nun dieselben durch Digitalisierung zu beheben. Diese digitale Schlafmaske oder Schlafkopfhörer sind ein klassisches Beispiel dafür, wie eine Lösung zum Problem werden kann. Der Kopf ist ein hochsensibles Körperteil, mit dem wir viel zu unsensibel umgehen. Klar, die meisten Produkttests zu Schlafkopfhörern thematisieren die Gesundheit nicht, da sie Geld damit verdienen. Aber Schlafprobleme lassen sich definitiv besser lösen, als mit einem Schlafkopfhörer. Und was eben mögliche Langzeitfolgen so an sich haben .. sie lassen sich lange Zeit … bis sie auftauchen. Es gibt genug Beispiele, wo zunächst eine Gesundheitsverträglichkeit (auch ein schönes Wort) proklamiert wurde, man aber nach Jahren dann zurückrudern musste.

Erkenntnisse kommen mit der Zeit.