Der Begriff „Gesundheit“ begegnet uns täglich. Alle reden von Gesundheit, coachen sie, lehren sie, verschenken sie, verkaufen sie, sehnen sich nach ihr … und proklamieren, „dass sie ja das Wichtigste im Leben ist!“. Viele bezeichnen zwar Gesundheit als das Gegenteil von Krankheit, aber ganz ehrlich: Hast du jemals Gesundheit für dich in eigenen Worten definiert?

Definiere erst mal Gesundheit

In meinen Vorträgen bitte ich die Teilnehmer immer als Erstes einmal Gesundheit zu definieren. Meistens folgt überraschtes Schweigen, denn die wenigsten haben es für sich bereits einmal getan. Das gilt für Privatpersonen, Freiberufler genauso wie für Unternehmen. Es gibt erfreulicherweise eine wachsende Anzahl an Unternehmen, die zwar Betriebliches Gesundheitsmanagement betreiben, aber ich habe noch kein einziges getroffen, das den Begriff „Gesundheit“ einmal für sich definiert hat. (Gerne melden!)

Als Antworten auf meine genannte Frage kommen dann in der Regel die folgenden Klassiker:

Aber was genau bedeutet das? Wohlfühlen kann man sich auch, wenn man krank ist, vor allem, wenn man nicht weiß, dass Krankheit „anwesend“ ist. Und was bedeutet konkret „Harmonie und Balance“? Bedeutet es automatisch, dass ich krank bin, wenn etwas nicht in „Balance“ ist?

Krankheit ist wandelbar

Zunächst: Gesundheit wie auch Krankheit selbst sind keine naturgegebenen Begriffe, sondern orientieren sich aktuell primär an der menschlichen Empfindung bzw. des aktuellen medizinischen Status Quo. Beides hat sich im Laufe der Zeit jedoch gewandelt.

Weiterhin wird gerade bei Lebensmitteln „nicht schädlich“ gerne als Synonym für „gesund“ betrachtet, was in sich ebenfalls falsch ist. Denn wenn man nur „nicht schädliche“ Lebensmittel zu sich nimmt, wird man krank. Somit sind nur Nahrungsmittel die Erhaltung lebenswichtiger Körperfunktionen AKTIV unterstützen, tatsächlich als gesund im Sinne von gesundheitsfördernd zu betrachten.

Meine Definition von Gesundheit ist deswegen:

Gesundheit ist der Zustand zu einem Zeitpunkt, an dem jede Funktion des Körpers so abläuft, wie die Natur es zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit des einzelnen Menschen sowie auch der Spezies vorgesehen hat! Gesund ist demzufolge etwas, was die Erhaltung dieses Zustands aktiv unterstützt.

Das bedeutet ja ....

Genau, da kommt ein ganz anderer Gedanke auf. Ist manche Krankheit vielleicht gesund? Denn das, was wir medizinisch als Symptom einer „Krankheit“ definieren, ist sehr häufig eine völlig gesunde Reaktion des Körpers, vor allem des Immunsystems auf einen Versuch von außen z.B. über Viren, Bakterien oder physische Angriffe, den Körper tatsächlich zu schädigen. Fänden diese Versuche nicht statt, wäre jedoch genau dies viel eher ein Zeichen einer nicht vorhandenen Gesundheit.

Ein funktionierendes Immunsystem kann Symptome hervorrufen, die wir als Teil einer „Krankheit“ betrachten. Dieser Teil ist in diesem Fall jedoch quasi eher eine wichtige Vorstufe einer potenziellen Krankheit, die ggf. dafür sorgt, dass diese gar nicht ausbrechen kann.

Ein sehr gutes Beispiel ist das Fieber. Fieber ist bis zu einer bestimmten Temperatur eine völlig gesunde und natürliche Reaktion, um die Körpertemperatur auf ein Niveau zu bringen, die Viren und Bakterien in ihrer schädigenden Wirkung einschränken kann. Das Verständnis, dass Fieber hingegen ein Krankheitssymptom darstellt, sorgt in diesem Fall nicht selten für ggf. sogar gesundheitsschädigende Verhaltensweisen. Denn wenn das Fieber z.B. durch bewusste Maßnahmen niedrig gehalten wird, dann kann es seine Aufgabe nicht erfüllen. Als Ersatz wird daher oft ein Medikament genommen, was letztendlich vielleicht die gleiche Wirkung hat, wie das Fieber gehabt hätte, aber vielleicht ohne Nebenwirkungen.

Ähnlich verhält es sich mit Kopfschmerzen. Sie können ein Signal für einfachen Flüssigkeitsmangel sein. Statt diesem zu folgen und zu trinken, werden häufig Kopfschmerztabletten genommen. Das Paradoxe daran: Nicht selten ist es nicht (nur) die Kopfschmerztablette die wirkt, sondern zusätzlich, oder ggf. gänzlich das Wasser (200ml werden empfohlen) mit dem man die Tablette einnehmen soll. Der/die Betroffene hingegen nimmt nur wahr: „Das Medikament hat geholfen“.

Ein Krankheitssymptom ist also genaugenommen noch lange keine Krankheit, sondern eher ein Gesundheitssymptom, genauso wie der Warnruf vor einer Treppe noch nicht der Sturz auf derselben ist.

Hinweis

Dieser obige Textabschnitt wurde aus den Ausbildungsinhalten unserer Ausbildung ChronoCoach® und emtrasens® Familienschlafcoach und ChronoCoach® der immer ausgeschlafen Akademie von Inga Ahlers entnommen.

Positive Effekte

Eine Veränderung der Sichtweise auf Gesundheit und Krankheit würde zum einen das System massiv entlasten, zum anderen dem kompletten System eine gemeinsame Definition geben, an der man sich auch im Sinne von Salutogenese und Prävention mit einem gemeinsamen Ziel orientieren kann.

Unternehmen sollten dies auf jeden Fall für sich einmal ausarbeiten. Wenn noch nicht geschehen, vielleicht einen Workshop dazu ansetzen, um das einmal anzugehen? 😉

Wie siehst du das, und vor allem: Wie definierst du Gesundheit jetzt für dich oder dein Unternehmen?