20% mehr Personenverkehr bis 2025 -> Chance für Unternehmen und Kommunen??

Martin Zeil (FDP) in Bayern für den Verkehr zuständiger Wirtschaftsminister, stellte am 10.01.2011 die Verkehrprognose für Bayern für die nächsten 15 Jahre vor. Dabei wurde deutlich, dass der Verkehr bis 2025 gewaltig zunehmen wird. Auch wenn der Schwerpunkt auf den Flugverkehr (Zunahme um ganz 100%) und dem Bahnverkehr (50%) liegen wird, sind 20% mehr an Autos in Bayern eine besorgniserregende Zahl. Gründe dafür sind deutlich. Zum einen ist natürlich Deutschland ein Transitland, hier ist ein starker Zuwachs zu erwarten! Aber auch der wachsende Pendlerverkehr trägt einen großen Teil dazu bei! Vor allem die durchschnittlich zu pendelnden Strecken erhöhten sich in den letzten Jahren. So „fordern“ heute Unternehmen und natürlich auch die Agentur für Arbeit „Mobilität“ (letztere bis zu 3h Pendelzeit!!)).

Ursachen beseitigen anstatt an Symptomen herum zu doktern!

Oftmals sind in einer Familie daher zwei Autos nötig, nur weil ein Mitglied morgens zur Arbeit und Abends wieder nach Hause fahren muss! Welche Konsequenzen wurden hieraus bisher gezogen? Die Bahn und das Fahrrad wurden propagiert und es werden nach wie vor Unsummen in den Ausbau des Verkehrsnetzes gesteckt anstatt andere Alternativen anzugehen. „Kopfschmerztabletten nehmen, statt den ursächlichen Stress zu reduzieren“.

Laut einer Statistik des Bundesamtes für Verkehr nutzten 60% der Erwerbstätigen (von 40 Mio. Erwerbstätigen/ Quelle: destatis) ein Auto um auf die Arbeit zu gelangen. Also Verkehr der in erster Linie auf Basis der Tatsache zustande kommt, dass ein Arbeitnehmer zu seinem Arbeitsplatz fahren muss! Sollte man nun nicht darüber nachdenken diese Fahrten überflüssig zu machen anstatt nur Lösungen zu suchen die Fahrtzeit zu verkürzen bzw. einer Verlängerung durch Ausbau des Verkehrsnetzes entgegenzuwirken?

Die gute alte „Telearbeit“ .. jetzt „e-work“.

Telearbeit (neudeutsch: e-work) war bereits in den 80er Jahren ein Thema. Damals waren jedoch einfach die technischen Möglichkeiten (noch) nicht vorhanden! Internet gab es nicht, das Telefonieren war teuer und PCs so gut wie nicht vorhanden … ganz zu schweigen von deren Leistungsfähigkeit! Anders jedoch heute! Ich frage häufig meine Schüler in den Unterrichten (WirtschaftsfachwirtInnen) wieviel Prozent der Arbeit die sie im Büro erledigen auch von zu Hause aus erledigt werden könnten. 60-80% ist die Regelantwort.

Angenommen dieser autofahrenden Erwerbstätigen könnten nur 1 Tag in der Woche zu Hause arbeiten, wären dies bei einer durchschnittlichen Pendel-Verweildauer auf der Straße von 20min (einfach) eine Jahreseinsparung von über 3 Tagen reine Pendelzeit. Ganz zu schweigen von dem Zugewinn an Lebensqualität. Der Strassenbau wird stark gefördert, warum nicht einen Teil dieser Förderung in Unternehmen stecken um Ihnen den Ausbau der Telearbeitsplätze zu erleichtern?

Chancen für nachhaltig denkende Unternehmen!

Unbenommen davon würden Unternehmen sehr viel Geld sparen, wenn sie den Anteil der Telearbeitsplätze erhöhen würden. Die Mitarbeiter scheinen es laut einer aktuellen Studie der BitKom nach ebenfalls zu wollen. Letztendlich liegt hier das Hauptproblem oftmals dennoch bei den Unternehmen selbst, welche wohl Ihren Mitarbeiter eine erhöhte Motivation hierdurch nicht zutrauen. Hinter dieser „vorgehaltenen Argumentation“ liegt wohl eher die Angst vor „Autoritäts- und Kontrollverlust“. Basiert dies wiederum letztendlich nicht in erster Linie auf mangelndem Vertrauen in die eigene Personalpolitik? Dabei sind die Chancen riesig!

Sicher ist … Das anbieten von Telearbeitsplätzen macht Unternehmen attraktiver und zukunftsssicherer. Die Fluktuationsraten werden deutlich sinken. Denn wer einmal die Vorzüge als e-worker kennengelernt hat, wird sie nicht mehr missen wollen. „Telearbeit“ als Alleinstellungsmerkmal in Sachen „Personalmanagement“ oder „Firmenphilosophie“. Ganz nebenbei kann man den nachhaltig ökologischen Effekt gleich „mitvermarkten“. Konzepte gibt es genug. Allein der Mut zum Umdenken fehlt oftmals.

Auch Kommunen können profitieren

Von zu Hause aus arbeiten bedeutet, dass gerade ländliche Kommunen wieder an Attraktivität gewinnen würden. Umsätze gerade in Bereichen des täglichen Lebens würden nicht mehr in die Oberzentren abfließen, sondern in der Region bleiben! Je Attraktiver Kommunen die „work-life-balance“ gestalten, desto attraktiver wird eine Ansiedlung für Neubürger! In Frankreich (z.B. Zevillage) und Italien (z.B. Colletta) gibt es Kommunen, welche bereits genau diese Klientel strategisch als Neubürger suchen und bewerben!

Stichwort „Straßenbau“ … die Entlastung des Strassenverkehres würde auch „am Rande“ den Kommunen Gelder in Sachen Instandhaltung sparen!

Chancen also für Unternehmen, Kommunen und Arbeitnehmer. Und ganz nebenbei … kann man getrost den nachhaltig positiven ökologischen Effekt mitbewerben!

Michael Wieden