Können Arbeitszeiten töten?

Arbeitszeiten können töten
Können Arbeitszeiten töten?

Dass Arbeitszeiten töten können, habe ich immer wieder im Rahmen meiner Vorträge angesprochen. Es klingt brutal und überspitzt, ist es aber bei genauem Hinsehen keineswegs. Meistens war betretenes Schweigen die Reaktion auf meine Erläuterungen, Widerspruch kam selten.

Fakt ist: Arbeitszeiten sind Ursache Nummer 1 für zu wenig Schlaf. Dies ist den wenigsten bewusst, ist es doch seit der Industrialisierung normal, dass wir uns von irgendeiner Art Wecker wecken lassen müssen, um rechtzeitig in die Arbeit zu kommen. Seit der Industrialisierung haben sich zwar die Arbeitszeiten massiv verkürzt, aber eben fast ausschließlich nach hinten raus, sprich: Das Arbeitsende wurde nach vorne gezogen, um „noch was vom Tag zu haben!“

Das ist grundsätzlich ja nicht schlecht, aber eben nur eine Seite der Medaille, denn für mehr Schlaf sorgt das nicht. In Sachen Arbeitszeiten geht es nämlich nicht nur um die Dauer, sondern heute vor allem auch um die zeitliche Lage. Bringt man diese dann noch in den Kontext mit Chronotypen, dann ergibt sich ein Bild, welches vor allem bei gefahrgeneigten Arbeiten hohe Relevanz aufzeigt.

Der Wecker steht hierfür quasdi als „Mahnmal“ dessen, was z.B. Vorgaben in Bezug auf den Arbeitsbeginn verursachen können. Das hier Arbeitgeber tatsächlich die Verantwortung tragen, ist ihnen nicht bewußt, wird doch Schlaf überwiegend eher als Privatsache verbucht. „Geh halt früher ins Bett“ ist so das Klassiker -Totschlag-Argument. Nur … das funktioniert halt biologisch oft nicht, da die Lage unserer Schlaf-/Wachzeiten stark genetischer Natur sind, und ein früheres Einschlafen aufgrund noch fehlenden Melatonins je nach Chronotyp schlicht nicht geht. Das Wissen darum, sorgt jedoch dafür, dass man sich als Arbeitgeber nun nicht mehr mit einem „Ich wußte das ja nicht!“ rausreden kann.

Neben Ernährung bieten Arbeitszeiten somit den massivsten Hebel, um AU-Zeiten, Fehlzeiten und auch die Volksgesundheit zu verbessern. Dass dies funktioniert, haben wir in unseren COPEP®-Projekten bereits wissenschaftlich begleitet belegen können. Einzig … es ist halt so tiefgreifend disruptiv, dass es viele Unternehmer*innen (noch) scheuen.

Ist man aber konsequent in der Betrachtung dieser Situation, könnte man Unternehmen der vorsätzlichen Gesundheitsgefährdung z.B. im Rahmen seiner Pflichten hinsichtlich des Arbeitsschutzgesetzes anklagen, wenn sie die Fakten hier ignorieren. Vor allem aber, wenn die Person tatsächlich Schaden nimmt oder es zu einem Ereignis führt, was in großem Umfang Schaden erzeugt (z.B. Tschernobyl, Three Miles Island etc.) kann dem Unternehmen rechtlich eine Fahrlässigkeit unterstellt werden.

Noch gravierender wird es, wie gerade schon angemerkt, durch das Wissen um Chronotypen. Wenn Personen auf risikobehafteten Arbeitsplätzen, wie z.B. als Gefahrgut-LKW-Fahrer, als Pilot oder Fluglotse, hier nicht ausreichend auch auf den Chronotyp untersucht werden, kann dies in Zukunft ggf. schon präventiv zu rechtlichen Konsequenzen führen, sicher aber vor allem im Schadensfall.

Grund genug also, für mich auch einmal ChatGPT die Frage zu stellen:

Können Arbeitszeiten töten?

Vorab: Wenn wir hier von Arbeitszeiten sprechen, betrifft dies eben nicht nur deren Länge, sondern vor allem deren zeitliche Lage. Man merkt übrigens, dass ich viel mit der KI diskutiere. Nun aber zur Antwort:

„Ja, Arbeitszeiten können unter bestimmten Umständen tatsächlich töten oder zumindest gravierende negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Verbindung zwischen Arbeitszeiten und Gesundheit ist ein gut dokumentiertes Thema in der Arbeitsmedizin und Chronobiologie. Hier sind einige Aspekte, die beleuchten, wie Arbeitszeiten lebensgefährlich sein können:

1. Chronischer Schlafmangel

Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten oder Arbeit in der Nacht können die Schlafdauer und -qualität erheblich beeinträchtigen. Chronischer Schlafmangel erhöht das Risiko für:
-Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt, Bluthochdruck)
-Diabetes
-Übergewicht
-Depressionen und Angststörungen
Langfristig kann der Mangel an ausreichendem Schlaf das Immunsystem schwächen und die Lebenserwartung verringern.

2. Erhöhtes Unfallrisiko

Lange oder unregelmäßige Arbeitszeiten führen zu Erschöpfung und Konzentrationsproblemen. Besonders in Berufen mit hoher Verantwortung
(z. B. Piloten, Ärzte, Lkw-Fahrer) kann dies fatale Folgen haben:
– Verkehrsunfälle durch Übermüdung
– Fehler in sicherheitskritischen Bereichen (z. B. Medizin oder Bauwesen)

3. Chronischer Stress

Arbeitszeiten, die keine ausreichende Erholung ermöglichen, setzen den Körper chronischem Stress aus. Dies kann zu:
-Burnout
-Herzinfarkt oder Schlaganfall
-Immunsuppression führen.

4. Disruption der biologischen Rhythmen

Schichtarbeit bringt die inneren Uhren aus dem Takt, was als soziale Jetlag bezeichnet wird. Die gesundheitlichen Folgen reichen von metabolischem Syndrom bis hin zu einem erhöhten Risiko für Krebs, insbesondere Brust- und Darmkrebs.

5. Vernachlässigung grundlegender Bedürfnisse

Ernährung: Unregelmäßige Mahlzeiten oder ungesunde Ernährung durch Zeitdruck erhöhen das Risiko für Krankheiten.
Bewegung: Längere Arbeitszeiten können Bewegung und Sport verdrängen.
Soziale Isolation: Fehlende Freizeit führt zu weniger sozialen Kontakten, was Depressionen und Einsamkeit begünstigt.

6. Extremfälle

Arbeitszeiten können in Extremfällen direkt tödlich sein. Beispiele:
-Karōshi (japanisch für „Tod durch Überarbeitung“): In Japan wurden viele Todesfälle durch Überarbeitung dokumentiert, oft durch Herzinfarkte oder Schlaganfälle.
-Herz-Kreislauf-Kollaps nach exzessivem Schichtdienst oder langen Arbeitszeiten.

Fazit

Arbeitszeiten können indirekt durch langfristige Gesundheitsfolgen oder direkt durch Unfälle und extreme Belastungen töten. Dies unterstreicht die Bedeutung von Arbeitszeitregelungen, gesundheitsfördernden Arbeitsbedingungen und der Berücksichtigung von Chronotypen und biologischen Rhythmen, um die Gesundheit der Arbeitenden zu schützen.

Was tun?

Es gibt inzwischen chronobiologische Lösungen, wie eben z.B. COPEP® – chronotypoptimierte Personaleinsatz- oder Schichtplanung. Um hier konkrete Fortschritte zu erzielen, kann man zwei Wege gehen: