Nachhaltigkeit ist leider inzwischen ein inflationär gebrauchtes Wort geworden, welches gerne Begrifflichkeiten wie Marketing, Wirtschaften,…
ChronoCoaching vs. Schlafcoaching
Chronocoaching – Schon einmal gehört? Der Schlaf gehört zu den physiologischen Grundbedürfnissen des Menschen. Ohne ihn können wir nicht überleben. Ausreichend Schlaf ist in der westlichen Gesellschaft über Jahrhunderte, wie auch heute oft nur ein Privileg weniger gewesen und wurde zudem, mit Stempel der „verlorenen Lebenszeit“ versehen, in eine Ecke mit anderen unnützen Dingen gestellt.
In den letzten Jahren hat sich Schlafcoaching jedoch wachsende Bedeutung erkämpft. Es ist auch mehr als nötig, denn Schlaf ist eben kein „Nice to have“-Anhängsel des Lebens. Dabei ist der wesentliche Unterschied des Schlafcoachings zur wissenschaftlichen Schlafforschung der vor allem individuelle, praxisbezogene und begleitende Ansatz. Wissenschaft forscht, der Coach gibt Hilfe zur Selbsthilfe bei der Umsetzung auf Basis der wissenschaftlichen, aber auch eigenen praktischen Erkenntnisse.
ChronoCoaching mit Fokus auf Chronobiologie
Den meisten Menschen ist jedoch bisher wenig bekannt, dass unser Schlaf-/Wachrhythmus individuell und überwiegend genetisch bedingt ist. Dieser Fakt ist überhaupt erst durch die Erkenntnisse der Chronobiologie bekannt geworden. In unseren Projekten lag z.B. bei über 200 Beteiligten nur eines Unternehmens die Differenz zwischen dem frühesten und spätesten Schlafbeginn bei 13,5h. Diese werden in sogenannte Chronotypen, vom extremen Frühtypen,über den Mediantyp bis hin zum extremen Spättypen, unterschieden. Es wäre also fatal, in Sachen Schlafcoaching alle über einen Kamm zu scheren.
Schlaf ist zudem zwar ein zentrales, aber eben nur EIN Element der Chronobiologie. Die Chronobiologie beschäftigt sich, ausgehend vom Schlaf-/Wachrhythmus, mit allen rhythmischen Abläufen in unserem Körper innerhalb eines ganze 24h-Tages (circadiane Rhythmik) und in Bezug auf infradiane Rhythmen sogar darüber hinaus. Somit geht es z.B. in Sachen Schlaf nicht nur um die Schlafdauer, sondern vor allem auch um den Schlaffenster sowie den damit verbundenen Einschlaf- bzw. Aufwachzeitpunkt.
Aber die Chronobiologie befasst sich in Bezug auf Zeitfenster nicht nur mit Schlaf, sondern mit allen Aktivitäten innerhalb eines 24h-Tages. Arbeit, Sport, Nahrungsaufnahme, Bildung (Wissensaufnahme/Wissensabgabe) sind nur einige Beispiele, die Teilbereiche des ChronoCoachings darstellen. Denn jeder Mensch hat unterschiedliche Zeiten, zu dem der Körper auf diese jeweiligen Tätigkeiten eingerichtet ist. Gewichtsproblematiken können z.B. nicht nur etwas mit der Ernährung oder zu wenig Schlaf zu tun haben, sondern auch mit dem Zeitpunkt, wann wir essen. Genauso können schlechte Noten etwas damit zu tun haben, wann wir lernen (Wissensaufnahme) oder Prüfungen schreiben (Wissensabgabe)
ChronoCoaching – Wenn Partner und Kinder unterschiedlich ticken
Ein völlig neues Feld ergibt sich im ChronoCoaching, wenn man versteht, dass in Sachen Chronotyp unterschiedlich tickende Partner Ursache vieler Probleme in der Partnerschaft aber auch im Umgang mit den eigenen Kindern sein können. Das Wissen um die unterschiedlichen Typen, aber auch die circadiane Rhythmik generell, kann Wunder für das zwischenmenschliche Verständnis von bestimmten Schlafverhalten in der Familie bewirken. Im Fokus des ChronoCoachings steht dabei die Bildung eines Bewusstseins über diese Thematik, und dann in der Folge die gemeinsame Ausarbeitung von Tools sowie einer Strategie ,um mit diesen Erkenntnisse auch besser im Alltag umgehen zu können.
Vor allem bei Jugendlichen und deren Eltern fehlt es bisher an diesem Bewusstsein. Auch wenn es noch Jahre dauern wird, bis das klassische Schulsystem verstanden haben wird, welches gesellschaftliche Potenzial Unterrichtszeiten nach Chronotypen hat, kann man auf Basis des Bewusstseins um die Chronobiologie und des eigenen Chronotyps in der noch aktuellen Struktur Stellschrauben drehen, um sich und den eigenen Kindern eine bessere Grundlage für Lernleistung und Gesundheit zu schaffen. Auch hier reichen 20% der Maßnahmen oft aus, um 80% des Erfolgs spüren zu können.
ChronoCoaching – Licht ins Dunkle bringen
Licht ist der zweite große Schwerpunkt der Chronobiologie, denn das Sonnenlicht ist es, das unsere innere Uhr synchronisiert (nicht steuert!). Ohne Sonnenlicht ticken wir auf Dauer nicht richtig. Auch dies hat Folgen für eine Vielzahl an Körperfunktionen und hat damit Einfluss auf unsere körperliche und mentale Fitness. Wohnt man nicht gerade am Äquator, ist Sonnenlicht keine selbstverständliche Gegebenheit. Zwar scheint die Sonne natürlich ununterbrochen, kommt aber eben nicht ununterbrochen bei uns an.
Kurze Sonnenzeiten im Winter und geschlossene Räume sind Gegebenheiten, die negativen Einfluss auf Psyche und Physis haben. Selbst ein Platz am Fenster garantiert nicht die ausreichende Menge an Sonnenlicht. Kunstlicht ist da kein Ersatz, fördert nach Sonnenuntergang sogar die negativen Folgen. Aber, gezielt eingesetzt, kann es wiederum dann unterstützen, wenn ein Leben nach der inneren Uhr nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Auch dabei hilft das ChronoCoaching.
Fazit
Während sich das Schlafcoaching also schwerpunktmäßig intensiv mit Schlafdauer, Schlafhygiene und Schlafqualität sowie den Auswirkungen der Missachtung derselben auf Mensch und Gesellschaft befasst, betrachtet das ChronoCoaching die Einbindung aller rhytmischen Abläufe und Aktivitäten (auch des Schlafes) innerhalb eines kompletten 24h Tages oder eines Jahres. Denn häufig ist die Ursache eines Schlafproblems in gestörter Rhythmik zu finden. Gleichzeitig bezieht es den gesellschaftlichen Aspekt der Familie, mit ein. Nicht zuletzt wird in das ChronoCoaching auch die Lichtsituation während des 24h-Tagesgangs mit einbezogen.
Klassisches Schlafcoaching beschäftigt sich also primär intensiv mit einem Teilbereich der Chronobiologie, während ChronoCoaching sich eine Situation auf Basis der unterschiedlichen, genetisch basierten biologischen Rhythmik eines Menschen ansieht.
Je nach persönlicher Situation sollte man also in einem ersten Gespräch klären, welcher Weg als der sinnvollere erscheint.
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