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Gender Sleep Gap, was ist das? Gender-Gaps, also „Lücken“ zwischen den Ausprägungen von Unterschieden bestimmter gesellschaftlicher Gegebenheiten und Erscheinungen zwischen den biologischen Geschlechtern, gibt es viele. Gender Pay Gap, Gender Care Gap, Gender Health Gap sind nur ein paar Schlagworte.
Gender Sleep Gap hat sich seit jüngerer Zeit nun dazu gesellt. Der Begriff Gender Sleep Gap beschreibt die systematischen Unterschiede in Schlafqualität, -dauer und -rhythmus zwischen biologischen Männern und Frauen.
Diese zeigen sich in verschiedensten Ausprägungen:
Je nach Quelle[1]https://www.sleepfoundation.org/women-sleep/do-women-need-more-sleep-than-men werden hier zwischen 8 und 20 Minuten pro Tag angegeben. Das klingt im ersten Moment nach nicht viel, subsumiert sich aber über 365 Tage auf zusätzliche 6 – 15 Nächte pro Jahr, die Frauen mehr schlafen. Das hört sich erst einmal nach mehr Erholung an als bei Männern. Aber:
Trotz mehr Schlaf geben Frauen häufiger einen Schlafmangel an als Männer[2]Jessica A. Mong, Fiona C. Baker, Megan M. Mahoney, Ketema N. Paul, Michael D. Schwartz, Kazue Semba and Rae Silver, Journal of Neuroscience 9 November 2011, 31 (45) 16107-16116; … Continue reading. Mehrere Studien zeigen hier signifikante Unterschiede von bis zu 50 %[3]Barmer Gesundheitsreport 2019 mehr Frauen mit Schlafmangel als Männer. Das deutet bereits auf einen höheren Schlafbedarf hin.
Hier zeigt sich ein weiteres Dilemma[4]Jessica A. Mong, Fiona C. Baker, Megan M. Mahoney, Ketema N. Paul, Michael D. Schwartz, Kazue Semba and Rae Silver, Journal of Neuroscience 9 November 2011, 31 (45) 16107-16116; … Continue reading, welches die Schere auseinanderdriften lässt. Gerade Haushalt und Kindererziehung lassen meistens kaum eine Regenerationszeit zu, sofern die Partner sich nicht mindestens im gleichen Maße daran beteiligen, was jedoch bei Alleinerziehenden nicht möglich ist. Auch Ganztagskitas bieten hier kaum Erleichterung, da sie überwiegend nicht der Regeneration, sondern der Ermöglichung einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, dienen.
Dies[5]https://www.sleepfoundation.org/how-sleep-works/how-is-sleep-different-for-men-and-women lässt auf einen höheren Schlafdruck schließen. Zu den potenziellen Gründen kommen wir gleich.
Die größten Unterschiede zeigen sich hier zwischen dem frühen und mittleren Erwachsenenalter[6]Sigga Svala Jonasdottir, Kelton Minor, Sune Lehmann, Gender differences in nighttime sleep patterns and variability across the adult lifespan: a global-scale wearables study, Sleep, Volume 44, Issue … Continue reading, einer Lebensphase, die mit der Kindererziehung verbunden ist.
Wichtig ist jedoch dabei anzumerken, dass man aktuell nicht auseinanderdividieren kann, welchen Anteil dabei genetische Faktoren haben (z.B. unterschiedliche hormonelle Situation) und inwieweit die gesellschaftlich/kulturelle Struktur diesen Gap verursacht[7]https://www.sleepfoundation.org/women-sleep/do-women-need-more-sleep-than-men. Dazu aber auch gleich noch mehr.
Auch dies ist ein Faktor, der die Annahme unterstützt, dass Frauen einen höheren Schlafbedarf haben. Dies scheint sich jedoch im Alter umzudrehen[8]https://www.sleepfoundation.org/women-sleep/do-women-need-more-sleep-than-men.
Grundsätzlich mag man zuerst denken, dass logischerweise weniger Schlaf zu einem höheren Schlafdruck und damit zu mehr Schlafbedarf führen kann. Aber die Wissenschaft geht hier eher noch von einem zusätzlichen höheren biologischen Schlafbedarf aus, was die Schere noch weiter auseinandergehen lässt. Hier die drei wichtigsten möglichen Ursachen.
Frauen haben unterschiedliche hormonelle Rhythmen, die den Schlaf beeinflussen können. Besonders der Menstruationszyklus, die Schwangerschaft und die Menopause[9]https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/schlaf/das-koennen-sie-gegen-schlafstoerungen-in-den-wechseljahren-tun/ wirken sich auf die Schlafqualität aus. So zeigen Studien, dass die hormonellen Schwankungen während des Zyklus oft zu Schlafproblemen führen. Vor allem in der prämenstruellen Phase und während der Menopause klagen viele Frauen über Ein- und Durchschlafstörungen.
Hinzu kommt, dass der hormonelle Rhythmus bzw. die generelle hormonelle Situation bei Frauen auch über die Lebensspanne hinweg häufigerem Wechsel und Schwankungen ausgesetzt ist (Pubertät, Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Postpartale Phase, Menopause, Postmenopause).
Frauen weisen im Durchschnitt eine leicht kürzere circadiane Periodenlänge auf[10]Jessica A. Mong, Fiona C. Baker, Megan M. Mahoney, Ketema N. Paul, Michael D. Schwartz, Kazue Semba and Rae Silver, Journal of Neuroscience 9 November 2011, 31 (45) 16107-16116; … Continue reading, was bedeutet, dass sie biologisch bedingt etwas früher müde werden und früher aufwachen. Das führt dazu, dass Frauen eher zu einem frühen Chronotyp neigen, während Männer[11]Randler C, Engelke J. Gender differences in chronotype diminish with age: a meta-analysis based on morningness/chronotype questionnaires. Chronobiol Int. 2019 Jul;36(7):888-905. doi: … Continue reading eher spät wach sind, wobei sich das Verhältnis interessanterweise im Alter umdreht. Dies führt auch laut eigener beruflicher Erfahrung nicht selten zu Problemen in der Partnerschaft, wenn die Partner z.B. unterschiedliche Chronotypen haben.
Die traditionelle Rollenverteilung spielt ebenfalls eine große Rolle im Gender Sleep Gap. Frauen übernehmen auch heute noch oft die Hauptverantwortung für Kinderbetreuung (inkl. Schule) und Haushalt[12]https://de.statista.com/infografik/15857/verteilung-von-hausarbeit-bei-maennern-und-frauen/. Diese zusätzlichen Verpflichtungen und der „Mental Load“, das heißt die ständige mentale Vor- und Nachbereitung für Familie und Haushalt, führen dazu, dass Frauen häufiger unterbrochenen oder weniger erholsamen Schlaf haben.
In den letzten Jahrzehnten haben mehr Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden und sind oft einer Doppelbelastung (siehe Punkt 3) ausgesetzt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann zu chronischem Stress führen, der den Schlaf beeinträchtigt. Außerdem leiden Frauen häufiger unter Schlafstörungen, u.a. da sie mehr in Teilzeitjobs[13]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1098738/umfrage/anteil-der-teilzeitbeschaeftigung-in-den-eu-laendern/ oder Schichtarbeit in der Pflege tätig sind, was ihre Schlafstruktur beeinflussen kann.
Der Gender Sleep Gap hat somit nicht nur Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit, sondern auch auf die Gesellschaft als Ganzes. Schlechter Schlaf und die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme führen zu einer geringeren Arbeitsproduktivität, einem erhöhten Risiko für Berufsausfälle und einem erhöhten Krebsrisiko[14]https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wie-Arbeitszeit-und-innere-Uhr-die-Krebsgefahr-beeinflussen-244058.html, vor allem bei Frauen in der Nachtschicht. Frauen, die schlecht schlafen, sind tendenziell weniger leistungsfähig und können das gesellschaftliche Potenzial, das sie mitbringen, möglicherweise nicht voll ausschöpfen.
Nun mag man sagen: „Ist ja bei Männern nicht anders!“
Ja, aber: Die Tatsache, dass Frauen hier anfälliger sind, trägt nicht zuletzt auch dazu bei, dass der Anteil der AU-Meldungen z.B. wegen psychischer Erkrankungen bei Frauen je nach Quelle teilweise um 20–30 %[15]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/254192/umfrage/entwicklung-der-au-tage-aufgrund-psychischer-erkrankungen-nach-geschlecht/ höher liegt als bei Männern. Auch die AU-Quote (Arbeitsunfähigkeit) aufgrund psychischer Erkrankungen zeigt sich vor allem in Bereichen am höchsten, die tendenziell mehr von Frauen belegt sind. Mit 19,7 Arbeitsunfähigkeitsfällen je 100 AOK-Mitglieder liegt das Gesundheits- und Sozialwesen vor dem Bereich Erziehung und Unterricht mit 17,4 AU-Fällen auf Platz 1[16]Fehlzeitenreport AOK 2024. Dies kann theoretisch in der Folge auch zu einer bewussten Bevorzugung von Männern bei der Einstellung in anderen Berufen führen.
Aber auch außerhalb von Unternehmen hat der Gender Sleep Gap Auswirkungen. Frauen, die unter Schlafmangel leiden, sind eher anfällig für Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Depressionen. Das kann nicht nur ihre eigenen Beziehungen und das Familienleben beeinflussen, sondern auch das allgemeine gesellschaftliche Klima.
Langfristig kann der Gender Sleep Gap also dazu beitragen, soziale Ungleichheiten weiter zu verfestigen, indem er eine Kluft zwischen Männern und Frauen schafft, die über den Schlaf hinausgeht.
Schlafmangel bei Frauen stellt nicht nur einen erheblichen Kostenfaktor für das Gesundheitssystem dar, sondern besitzt auch eine hohe gesellschaftliche und damit auch familiäre Sprengkraft.
Dabei stellt sich häufig das Problem, dass die Kausalität nicht beachtet wird. Nicht wenige Allgemeinmediziner ziehen Schlafmangel gar nicht erst als mögliche Diagnose für somatische Beschwerden in Betracht. Dies muss ich immer wieder auch in meinen Coachings feststellen, denn viele Klient*innen haben bereits Arztbesuche hinter sich, bis sie irgendwann selbst durch einen Impuls auf den Gedanken kommen, es könnten Schlafprobleme dahinterstecken.
Dabei sind Schlafprobleme nicht selten aber auch wieder nur Symptom einer anderen Ursache. So ist es extrem wichtig, sich entsprechende Kausalketten einmal anzusehen. Diese holistische Sichtweise haben aber nur wenige Experten, da Schlafausbildung nicht im Fokus der Medizin steht.
Somit ist der Gender Sleep Gap für das Schlafcoaching und ChronoCoaching ein zentrales und exponentiell wachsendes Thema. Ein maßgeschneidertes, professionelles Coaching, das die biologischen und sozialen Schlafbedürfnisse speziell von Frauen berücksichtigt, kann entscheidend sein, um nachhaltige Verbesserungen der Schlafqualität zu erzielen. So kann es speziell für Schlaf- und ChronoCoaches auch ein Impuls sein, sich konkret auf die Zielgruppe der Frauen zu konzentrieren, da hier auch mehr eigene Erfahrung über die entsprechenden Thematiken vorhanden ist.
Im Schlaf- und Chronocoaching ist es wichtig, sowohl die Schlafhygiene als auch die Alltagsstruktur der Klientin zu analysieren. Hier können individuelle Maßnahmen entwickelt werden, die auf die spezifischen Schlafbedürfnisse und den persönlichen Tagesrhythmus abgestimmt sind. Im Familienkontext haben wir in unserer Ausbildung zum Sleepmaster z.B. speziell dafür das Konzept „CoFam“ – Chronotypoptimierte Familienplanung“ entwickelt, das aus meinem praxiserprobten COPEP®-Ansatz (Chronotypoptimierte Personaleinsatzplanung) entstanden ist. Dies berücksichtigt genau diese unterschiedlichen Bedarfe.
Eine an Frauen orientierte Herangehensweise könnte beinhalten, dass die Klientin zum Beispiel Unterstützung bei der Stressbewältigung erhält, sich regelmäßig Zeitfenster schafft, in denen sie ungestört schlafen kann, speziell z.B. auch in Zeiten der Menstruation.
ChronoCoaches, die sich auf die individuelle biologische Uhr und die unterschiedlichen rhythmischen Bedürfnisse der Geschlechter spezialisieren, können somit dazu beitragen, dass Frauen nicht nur ihren Schlafrhythmus verbessern, sondern auch ihre Lebensqualität insgesamt steigern.
ChronoCoaches können zudem wertvolle Aufklärung leisten und Betroffene dabei unterstützen, die optimale Tagesstruktur zu finden, die zu ihrem biologischen Rhythmus passt. Besonders hilfreich ist dies für Frauen, die aufgrund von Schichtarbeit oder familiären Verpflichtungen stark eingeschränkte Schlafzeiten haben. Auch für Frauen in den Wechseljahren kann ChronoCoaching sehr unterstützend sein, da sie oft unter hormonell bedingten Schlafproblemen leiden. Hier können ChronoCoaches beispielsweise durch Anpassungen in der Schlafumgebung oder den Tageslichtgewohnheiten helfen, die circadiane Rhythmik besser zu stabilisieren.
Der Gender Sleep Gap kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der betroffenen Frauen haben, was schließlich auch die Gesellschaft als Ganzes beeinflusst. Der Gender Sleep Gap ist ein komplexes Phänomen, das sowohl biologische als auch soziokulturelle Ursachen hat und weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit und Gesellschaft zeigt. Für Schlafcoaches und ChronoCoaches ist es daher wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen zu verstehen und im Coaching zu berücksichtigen. Ein personalisierter, geschlechtsspezifischer Ansatz kann dazu beitragen, den Gender Sleep Gap zu verringern und die Lebensqualität der betroffenen Frauen nachhaltig zu steigern.
Hinweis: In diesem Artikel über den Gender Sleep Gap wurde/wird ausschließlich auf das biologische Geschlecht Bezug genommen.
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