Krebs durch unregelmäßige Rhythmen
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Die Bedeutung regelmäßiger Schlafmuster für die Gesundheit

Obwohl allgemein bekannt sein sollte, dass ausreichend Schlaf für das Wohlbefinden unerlässlich ist, will man nach wie vor gesunde, ausgeschlafene Menschen, ohne sie aber ausschlafen zu lassen.

Es ist aber auch hinlänglich bekannt, dass Schlafdefizit und Krebs, vor allem bei Frauen, ursächlich zusammenhängen können. Aber nicht nur das Defizit, sondern auch die Unregelmäßigkeit kann zu Krebs führen, so neuere Studien.

Dies trifft erneut die Schichtarbeit und hier vor allem die unheilige, aber von unzähligen „Experten“ gehypte kurzzyklische Schicht. Gerade unregelmäßige Schlafzeiten, neben schon unregelmäßigen Essenszeiten, werden nun auch mit erhöhten Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und sogar Krebs in Verbindung gebracht.

Schlafrhythmus und Herzgesundheit

Eine groß angelegte Studie analysierten Daten der UK Biobank über einen Zeitspanne von acht Jahren 72.269 Personen im Alter von 40 bis 79 Jahren, die zuvor keine größeren kardiovaskulären Ereignisse erlebt hatten. Der Schlafregelmäßigkeitsindex (SRI) wurde dabei als Maß für die Konsistenz der Schlafmuster herangezogen.

Die Ergebnisse waren alarmierend: Personen mit unregelmäßigen Schlafmustern hatten ein um 26 % höheres Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, selbst wenn sie die empfohlene Schlafdauer von sieben bis neun Stunden erreichten.

Forscher betonen, dass eine stabile Schlafroutine die natürliche zirkadiane Rhythmik unterstützt, die viele physiologische Prozesse im Körper steuert. Schwankungen in Schlaf- und Wachzeiten können diese Rhythmen stören und dadurch Entzündungsreaktionen, Blutdruckschwankungen und Insulinresistenz begünstigen – alles Risikofaktoren für Herzkrankheiten.

Zusammenhang mit Krebsrisiken

Neben den kardiovaskulären Folgen haben uneinheitliche Schlafmuster auch Auswirkungen auf das Krebsrisiko. Der Zusammenhang könnte mit der Rolle von Melatonin, einem Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert, in Verbindung stehen. Melatonin hat eine antioxidative Wirkung und kann das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen. Ein gestörter Schlafrhythmus, insbesondere bei Schichtarbeit oder häufigem Jetlag, kann die Melatoninproduktion beeinträchtigen und so potenziell das Krebsrisiko erhöhen.

Studien legen schon länger nahe, dass Menschen mit unregelmäßigen Schlafgewohnheiten häufiger an hormonabhängigen Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs erkranken. Dies könnte daran liegen, dass die nächtliche Erholung und die Reparaturmechanismen des Körpers gestört werden, was die Wahrscheinlichkeit von Zellmutationen erhöht.

Die Grenzen der Forschung

Trotz der überzeugenden Ergebnisse weisen Wissenschaftler darauf hin, dass die meisten Studien Beobachtungscharakter haben. Das bedeutet, dass zwar ein Zusammenhang zwischen unregelmäßigem Schlaf und gesundheitlichen Risiken festgestellt werden kann, jedoch keine klare Kausalität bewiesen ist. Faktoren wie Alkoholkonsum, Rauchen oder Stress könnten ebenfalls eine Rolle spielen und die Ergebnisse beeinflussen. Es bleibt jedoch unbestritten, dass ein stabiler Schlafrhythmus zur allgemeinen Gesundheitsförderung beiträgt.

Praktische Empfehlungen nicht sinnvoll?

Nicht wenige Experten raten dazu, Schlafzeiten innerhalb eines Rahmens von 30 bis 60 Minuten konstant zu halten. Kleinere Abweichungen sind unproblematisch, solange die Regelmäßigkeit insgesamt gewahrt bleibt. Besonders wichtig sei es, Wochenendschlaf nicht als Ersatz für unter der Woche verpasste Schlafstunden zu betrachten. Zwar kann ein längerer Schlaf am Wochenende vorübergehend die Stimmung und kognitive Funktionen verbessern, jedoch bleibt das Risiko langfristiger gesundheitlicher Folgen durch chronisch unregelmäßige Schlafgewohnheiten bestehen. Dazu gleich mein Statement.

MEIN Fazit

1.

Seit Jahren betone ich auch in Unternehmen und Projekten immer wieder, dass die kurzzyklischen Schichten (2-2-2) mittel- bis langfristig Gift für den Körper sind. Die Argumentationen, die dafür sprechen sollen (bessere Planbarkeit des sozialen Lebens, kürzere zusammenhängende Nachtschichten etc.), sind schlicht löchrig und sprechen inzwischen gegen den aktuellen Stand der Wissenschaft. Dies zeigt sich nun auch in der angesprochenen Studie. Hinzu kommt, dass diese Schichtart auch ein unregelmäßiges Essverhalten zur Folge hat, was in sich ebenfalls als Ursache für die genannten gesundheitlichen Schäden ausgemacht wurde. Alternative Schichtsysteme wie z.B. unsere liquides Schichtsystem nach Chronotyp (COPEP) wären hier ein riesiger Schritt. Aber das ist für viele Unternehmen noch „ein rotes Tuch“.

2.

Die Empfehlung, am WE nicht auszuschlafen, ist meines Wissens nicht valide wissenschaftlich belegt und ein immerwährender Streitpunkt. Ich halte diese Empfehlung für falsch, denn es geht in der Regel dabei ja nicht um einen anderen Schlafrhythmus, sondern schlicht nur um die Schlafdauer. Wenn ich also unter der Woche um 23.00 Uhr ins Bett gehe, und am Wochenende dann ebenso, jedoch 2h länger schlafe, betrifft dies nicht den Rhythmus selbst. Problematisch kann es erst werden, wenn ich am WE regelmäßig 2-3h später ins Bett gehe, denn erst dann ändert sich tatsächlich der Rhythmus. Leider wird diese Differenzierung auch von Experten häufig nicht vorgenommen. Weitergehend besteht bei Menschen in der Schicht ohnehin kein einheitliches Schlafmuster. Hier ist ein Ausschlafen am Wochenende in meinen Augen daher kein weiterer negativer Effekt, sondern im Hinblick auf Schlafdefizit eher als positiv anzusehen. Entsprechende Studien dazu sind mir jedoch nicht bekannt, daher kennzeichne ich das als meine Einschätzung! Wer hier andere Informationen hat, gerne in die Kommentare.

Die Forschung zeigt deutlich, dass regelmäßige Schlafmuster ein unterschätzter, aber wesentlicher Faktor für die Gesundheit sind. Während die empfohlene Schlafdauer weiterhin von Bedeutung ist, sollte die Konsistenz der Schlafzeiten ebenso priorisiert werden. Dies könnte nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen vorbeugen, sondern auch das Risiko für bestimmte Krebsarten senken. Ein geregelter Schlafrhythmus ist daher nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sondern auch eine Investition in die langfristige Gesundheit.

Darüber sollten sich auch Unternehmen Gedanken machen, da die genannten Krankheiten eher für lange Ausfallzeiten sorgen.