Arbeiten nach der inneren Uhr? Meistens nicht, denn auch in der New Work Welt regiert der Wecker. Denn trotz Digitalisierungsschub, stehen klassische Arbeitszeitmodelle nach wie vor hoch im Kurs, wenn auch flexibilisiert. Was aber passiert, wenn Mitarbeiter*innen völlig ohne Wecker aufwachen dürfen? Dieser Frage gingen wir zusammen mit dem schwäbischen Mittelständler Karl Späh GmbH & Co. KG auf den Grund. Heraus kam ein wissenschaftlich begleitetes Projekt „Aufstehen ohne Wecker“, welches von Fernsehteams begleitet wurde. In der Sendung „Arbeiten nach der inneren Uhr“ hat die Wissenschaftsreihe Quarks (ARD) im März 2022 diesen Bericht ausgetrahlt.
New Work Premium – Aufstehen ohne Wecker
14 Mitarbeiter konnten über 4 Monate hinweg ohne Wecker aufwachen. Ziel war unter anderem herauszufinden wie ihre innere Uhr tickt. Die Teilnehmer wurden von mir ausführlich über die Thematik informiert und in einem Workshop gebrieft. Kern des Projektes war die Ermittlung des individuellen Chronotyps. Jedem Teilnehmer wurde zunächst eine Blutprobe entnommen. Dieses Blut ging zur Analyse andas Labor der Projektgruppe „BodyTime“ um Prof. Achim Kramer/Charité Berlin. Die Wissenschaftler analysierten nun das Blut auf Basis von 25 Biomarkern um den sogenannten DLMO zu ermitteln.
Der DLMO (Dim light Melatonin Onset) ist der Zeitpunkt, zu dem Abends die Melatoninausschüttung beginnt. Dieser Zeitpunkt unterscheidet sich von Mensch zu Mensch teilweise signifikant, in unserem Projekt sogar in den Extremausprägungen um ganze 13,5h. Basierend auf dem DLMO wurde auf wissenschaftlicher Basis der Chronotyp bzw. die biologische Schlafzeit ermittelt. Die Teilnehmer haben täglich ein Tagebuch geführt, um Entwicklungen zu dokumentieren. Diese wurden am Ende von einem Wissenschaftler ausgewertet.
Arbeiten nach der inneren Uhr – Fazit
Im Ergebnis wurde deutlich, dass es oft nicht der großen Umwälzung bedarf für Mensch und Unternehmen positive Veränderungen zu erreichen. „Aufstehen ohne Wecker“ hat deutlich gezeigt, welchen positiven Einfluß alleine die Möglichkeit hat, den Wecker nicht stellen zu müssen. Aber auch schon das Wissen um die Chronobiologie, z.B. durch firmeninterne Vorträge und Workshops, auf den Abbau von psychologischem Druck hat starken Einfluss genommen. Gerade durch gefühlte Erwartungshaltung von Kollegen und Firmenleitung entstand häufig der Druck, trotz Gleitzeit-Angebot früh am Arbeitsplatz sein zu müssen.
Nach dem Projekt haben am Ende Mitarbeiter*innen Gleitzeiten in wesentlich größerem Umfang wahrgenommen als zuvor. Die Mitarbeiter*innen schliefen im Schnitt 30 Minuten länger und der Durchhänger nach dem Aufstehen fiel weg, sodass sie wesentlich konzentrierter und fitter ihre Arbeit beginnen konnten. Eine solche Entwicklung erzeugt durch Bewusstsein und Erfahrung mehr Schlaf, Fitness am Morgen, Konzentration und Zufriedenheit, ohne dass es einer grundsätzlichen Umstrukturierung in Bezug auf die Arbeitszeiten bedarf. Arbeiten nach der inneren Uhr ist möglich, dass konnten wir schon hier aufzeigen.