Schulbeginnzeiten fördern ADHS?

Mehr Schlaf führt zu weniger impulsivem Verhalten und mehr Stressresistenz bei Kindern! Mal ehrlich, ist das eine Überraschung?

Studie zeigt Zusammenhänge

Laut einer aktuellen Studie [1]https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2352721823000669?via%3Dihub des Youth Development Institute der University of Georgia könnte gesunder Schlaf der Gamechanger sein, damit Kinder besser mit stressigen Umgebungen zurechtkommen und impulsives Verhalten reduzieren.

Es hat sich gezeigt, dass stressige Umgebungen dazu führen, dass Heranwachsende unmittelbare Belohnungen statt verzögerter Belohnungen suchen, aber es gibt auch Heranwachsende in stressigen Umgebungen, die nicht impulsiv sind. Wir haben untersucht, was diesen Zusammenhang erklärt und was manche Menschen von anderen unterscheidet. Ein Mechanismus, den wir gefunden haben, ist Schlaf.“ sagt Studienautor Linhao Zhang.

Die Forscher analysierten Daten von 11.858 Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren, die im Rahmen der Adolescent Brain Cognitive Development Study [2]https://abcdstudy.org/ gesammelt wurden, einer umfassenden Studie zur Gehirnentwicklung. Die Forscher überwachten kontinuierlich Schlafprobleme und impulsives Verhalten über zwei Jahre hinweg in mehreren Abständen. Dabei zeigte sich, dass Schlafmangel und die Dauer, die zum Einschlafen benötigt wird (Schlaflatenz) signifikant mit späterem impulsivem Verhalten verbunden sind.

Kinder, die weniger als die empfohlenen neun Stunden Schlaf bekamen oder mehr als 30 Minuten Schlaflatenz aufzeigten, legten eher impulsives Verhalten, ähnlich den Symptomen von ADHS, an den Tag.

Besonders interessant war das Auftreten neurologische Hyperkonnektivität. Dabei bleibt das Gehirn auch dann hochaktiv, wenn das Kind selbst gar nicht mit einer konkreten Aufgabe beschäftigt ist.

Diese Studie untersuchte das Default-Mode-Netzwerk, ein Gehirnnetzwerk, das mit zielgerichtetem Verhalten zusammenhängt“, meint Zheng. „Wenn dieses Netzwerk im Ruhezustand hyperaktiv war, könnte es den Zusammenhang zwischen stressigen Umgebungen, Schlaf und Impulsivität verstärken.“

Laut Zheng liegt das Kernproblem in der künstlichen Tagesrhythmik, die der biologischen inneren Uhr der Kinder zuwider läuft. Hier sein es vor allem die Schulbeginnzeiten, die dazu beitragen.

Diese Studie zeigt, warum es wichtig ist, eine längere Schlafdauer zu fördern, indem man die Schulanfangszeiten verschiebt …!“

Was Chronobiologen schon lange fordern, bekommt nun eine gewichtige Bestätigung. Die aktuellen Schulbeginnzeiten können im hohen Maße zum Auftreten von ADHS oder ähnlichem Verhalten führen.

ADHS? Aber früher sind wir doch auch … !

Als Kernargument gegen spätere Schulzeiten wird gerne verwendet, dass man ja früher auch früh in die Schule gegangen ist, ohne dass es schädigende Auswirkungen hatte.

Was vergessen wird: Vor 40 Jahren war die mentale Belastung der Kinder bei weitem nicht so wie heute. Die Bandbreite an Reizen, die heute auf die Kinder täglich einprasselt, ist um ein Vielfaches höher, als damals. Als Medien standen damals einzig das Fernsehen und Bücher zur Verfügung. Und nicht selten war der Fernsehkonsum durch unsere Eltern stark begrenzt.

Seit dem sind die Möglichkeiten der Mediennutzung vor allem durch die Digitalisierung explodiert, und nicht wenige Eltern nutzen diese digitalen Medien als „Beruhigungsmittel“. Gleichzeitig reduziert sich jedoch seit dem die Möglichkeit des Stressabbaus z.B. durch Bewegung erheblich. 

Mehr Reize und deren Folgen benötigen einen höheren Grad an Erholung und Regeneration, also primär Schlaf. Es steht aber nicht mehr an Schlafzeit als vor 40 Jahren zur Verfügung. Früher einschlafen als möglicher Ausgleich ist biologisch für die meisten Jugendlichen nicht möglich, also entsteht Schlafdefizit, der dann zu den oben genannten Symptomen führen kann. Gerade die zweite Schlafhälfte, also die, in der vor alle die Psyche regeneriert wird, wird vom Wecker abrupt unterbrochen.

Völlig kontraproduktiv, sogar extrem gefährlich sind dabei Bestrebungen, die aus ökonomischen Gründen die Schulbeginnzeiten sogar weiter vorverlegen wollen.

Fazit

Die Politik muss endlich das Thema „Schulbeginnzeiten“ angehen. Leider stehen dem sogar Eltern entgegen, die auf Grund ihrer beruflichen Situation auf dem Status Quo bestehen.

Nimmt man die Studienlage, und nicht zuletzt auch die aktuelle Studie, sind die aktuellen Schulbeginnzeiten sogar Kindeswohl gefährdend. Der Chronotyp der Kinder und Jugendlichen wird bis heute von den Verantwortlichen ignoriert. Die Studie zeigt, dass die Folgen schon früh sichtbar sind.

 

Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmals dringen auf meine Petition hinweisen, die genau dieses Thema adressiert. Schulbeginnzeiten machen krank … und das belastet das Leben der betroffenen Kinder, und damit auch die Gesellschaft, ein Leben lang.

 

Zur Petition auf Open Petition

Ob unsere Kinder eine Lobby haben, liegt an jedem einzelnen von uns. Bitte unterschreiben Sie die Petition. DANKE!

Referenzen

Referenzen
1 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2352721823000669?via%3Dihub
2 https://abcdstudy.org/